Die Dramaturgin Maike Müller war eine der Mentor:innen des Drama Labs und begleitete die weitere Entstehung des Textes. Sie brachte den Autor, Felix Krakau, mit der Regisseurin Mechthild Harnischmacher zusammen, die mit Müller bereits mehrere gemeinsame Projekte umgesetzt hat. Regisseurin und Dramaturgin baten den Autor, sein Stück uraufführen zu dürfen. Fehlte nur noch das Theater.
Die Dramaturg:innen des Landestheaters waren unterdessen unabhängig voneinander auf die Regisseurin Mechthild Harnischmacher und auf Felix Krakaus Stück aufmerksam geworden, das die Wiener Wortstätten in ihrer Wortstätten-Nacht im Werk X in Wien (jetzt: Theater am Werk) präsentiert hatten.
Es gab ein Gespräch im Linzer Café Traxlmayr zwischen Dramaturg:innen des Landestheaters und der jungen Regisseurin, man streifte das Thema Glaubensgemeinschaften und normierende Gewalt, dann schlug Mechthild Harnischmacher den Dramaturg:innen das Stück von Felix Krakau zur Uraufführung vor. (Dasselbe Stück hätten die Dramaturg:innen ihr bei diesem Gespräch auch vorschlagen wollen.) Mechthild Harnischmacher wollte an dem Projekt aber unbedingt mit ihrer Dramaturgin Maike Müller weiterarbeiten. Um sie mit nach Linz bringen zu dürfen, bot sie sogar an, ihre Regiegage mit ihr zu teilen.
Mit der Ausstatterin Stella Lennert entwickelten die beiden eine ästhetisch starke Setzung, um die artifizielle Welt des Disney-Konzerns auf die Bühne zu bringen: Der spielt in dem Stück eine zentrale Rolle. Die Stadt Celebration im US-Staat Florida war in den 90er Jahren von der Disney Company komplett am Reißbrett entworfen worden. Mechthild Harnischmacher interessiert daran, dass so viele Utopien des Zusammenlebens in der Realität scheitern, dass sie zu Machtmissbrauch und Unfreiheit führen.
Nun probt die Regisseurin mit Studierenden des 3. Ausbildungsjahrs der Anton Bruckner Privatuniversität, die mehr und mehr in die Welt des Stückes eintauchen. Im Gespräch am Rand der Proben bemerkt Vivian Micksch, dass in der Stadt Celebration permanent eine Fassade aufgebaut wird. Insbesondere von ihrer Figur, nie darf nach außen dringen, was wirklich in ihr vorgeht.
Jonas Hämmerle erklärt, er sei ein großer Fan von awkwardness und dem Gefühl, nicht zu wissen, ob man lachen darf oder nicht. Alexandra Diana Nedel freut sich, dass sie einen starken Bezug zu ihrer Figur hat, die zu Beginn des Stücks nach Celebration kommt, so wie sie aus Rumänien nach Österreich gekommen ist. Ihr ging es wie ihrer Figur: Am Anfang fand sie alles bewundernswert, was sie hier erlebte.
Auch Hubert Chojniak interessiert sich für den multikulturellen Aspekt des Stücks, Deutsch ist nicht seine erste Sprache und er findet es spannend, sich damit in der Arbeit auseinanderzusetzen. Seine Figur passt sich in Celebration an, aber wo bleibt ihr etwas Eigenes?
Dana Koganova kann sich mit ihrer Figur stark identifizieren, weil sie erlebt hat, wie es ist, in einem System zu leben, mit dem sie nicht einverstanden ist. Wenn sie ihre Figur spielt, denkt sie oft: „Oh no, du Arme, brich da aus, mach das jetzt!“
Kevin Bianco schließlich fühlt sich seiner Figur verwandt, weil sie ähnlich wie er eine Denkerin ist, aber sich mit dem System, in dem sie lebt, abgefunden hat.