Im Grunde eine einfache, vielleicht ein bisschen freche, für die Autorin nicht untypische Idee. Von einer einfachen Ausgangslage (Junge Künstlerin, kein Geld, reicher Ex-Top-Manager, Geld wie Heu) geht es in drei Zügen in eine ziemlich komplexe Situation, mit geschichtlicher Vergangenheit und ethischem Dilemma. Je einfacher das Ausgangsproblem, desto schneller bricht die Welt mit ihrer Unordnung hinein. Etwas ganz Ähnliches gilt für ihr Stück Fischer Fritz. Da fängt alles damit an, dass der Sohn Franz nicht in den Handwerksbetrieb seines Vaters Fritz einsteigen, sondern lieber in die Großstadt ziehen will, wo er einen anderen Beruf ergreift (Frisör). Wenige Jahrzehnte später ist der Vater ein alleinstehender Mann und hat einen Schlaganfall. Zwar macht er eine Reha, kann auch von seiner Rente leben, kann aber alleine nicht mehr für sich sorgen. Für ein Pflegeheim würde sein Geld reichen, doch der Vater will zu Hause bleiben, will sein altes Leben nicht so einfach aufgeben. Auch sein Sohn ist nicht bereit, für die vorübergehende Situation mit seinem Vater sein Leben und seinen Beruf in der Großstadt aufzugeben. Frauen, die in Familien wie der von Fritz und Franz typischerweise einspringen müssen, wenn Pflegearbeit getan werden muss, gibt es in der näheren Verwandtschaft keine mehr. Und für eine deutsche Pflegekraft reicht Fritzens Rente nicht. Aufgrund des demografischen Wandels wächst der Bedarf an Pfleger:innen in Österreich und Deutschland in den letzten 30 Jahren stetig an. Trotz der großen Nachfrage führt das aber nicht zu einer entsprechenden Verbesserung in der Lohnentwicklung auf dem Sektor, sondern vorwiegend zu einem Ausweichen in den Arbeitsmarkt unserer östlichen Nachbarländer. Viele der Pfleger:innen, die aus Polen, Tschechien, der Ukraine zu uns kommen, arbeiten als 24-Stunden-Pfleger:innen umso mehr in prekären Verhältnissen, nicht nur entspricht ihre Bezahlung kaum der Arbeitsleistung, zudem sind sie oft sozial und sprachlich an ihrem Arbeitsort schlecht integriert. So geht es auch der jungen Pflegerin Piotra, die aus Polen zu Fritz kommt und ihr Deutsch verbessern muss. Auch Fritz muss seine Muttersprache wieder lernen, weil der Schlaganfall seine Sprechfähigkeit beeinträchtigt hat. Auch einfache Aussagen werden für ihn zu Zungenbrechern, denn: Fischers Fritz fischt keine frischen Fische mehr. Keine frischen Fische fischt Fischers Fritz.