Sie dirigieren das Johann Strauss Ensemble beim fest-lichen Operettenkonzert. Wieso lieben die Österreicher*innen zum Jahreswechsel und zu Neujahr Walzer und Operette gar so sehr?
Josef Sabaini: Dieser Abend hat für mich etwas Sentimentales auf der einen Seite. Man weint nicht, hat aber eine Träne im Auge. Und auf der anderen Seite etwas unheimlich Fröhliches. Auch wenn man lacht, hat man wie-der eine Träne im Auge. Das spiegelt sich in dieser Musik wider. Sie ist einfach beides und deswegen genau die richtige, die man für diesen An-lass liebt. Denn jeder denkt nach, was war in diesem Jahr und wahrscheinlich war nicht alles immer schön. Man geht aber sehr positiv und freudig an das neue Jahr heran, von dem man ja Gott sei Dank nicht weiß, was passiert. Das ist genau der Punkt, warum diese Musik an diesem Abend so dermaßen gut wirkt.
Was erwartet das Publikum konkret?
Josef Sabaini: Diese Musik ist unheimlich von Emotionen geprägt. Und bei den Emotionen übersieht man oft das gepflegte Spiel. Ich möchte die-sen Abend auf ein sehr gepflegtes Spiel auslegen. D. h. fast kammermusikalisch musizieren und die Details herusarbeiten. Im Prinzip wird es meine Aufgabe sein, mit einem sehr routinierten Orchester Neues zu entdecken, aber ohne die Tradition zu vernachlässigen. Das ist mir ganz wichtig. Ich möchte bloß Details wieder einmal anders beleuchten. Ich nehme das sehr ernst.
Worauf bezieht sich der Titel „Gold & Silber“?
Josef Sabaini: Der Titel kommt von Lehárs Walzer „Gold & Silber“, der wahnsinnig schwingend, singend und melodiös ist. Man hört diesen Walzer ja oft, man kennt ihn, aber wir wollen ihn anders präsentieren.
Welche anderen Titel stehen auf der Setlist?
Josef Sabaini: Ich will noch nicht zu viel verraten, aber ich werde mit der Ouvertüre von „Eine Nacht in Venedig“ von Strauss anfangen und auf alle Fälle den Csárdás aus der „Fledermaus“ spielen und die Ouvertüre aus „Gräfin Mariza“.
Wird die Operette unterschätzt?
Josef Sabaini: Ja! Für den studierenden jungen Musiker gibt es meiner Meinung nach keine Sparte, wo er so viel lernen kann für das Leben eines Orchestermusikers. Zum Bei-spiel Übergänge, Farben, auf Sänger hören. Er lernt nirgend-wo so viel Flexibilität wie in der Operette! Eine Zeit lang hatte man das Gefühl, sie werde vom zeitgemäßeren Musical abgelöst, aber heute geht das Publikum wieder gerne in die Operette.
Sie sind heuer 70 geworden: Kann man als Musiker denn überhaupt in den Ruhestand gehen?
Josef Sabaini: Äußerlich vielleicht, in dem man weniger macht. Innerlich kann man als Musiker jedoch nie in den Ruhestand gehen. Und wenn man es kann, dann war man bis da-hin auch nicht richtig Musiker. Ich habe auch nie das Gefühl gehabt, einen Tag gearbeitet zu haben in meinem Leben.
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„GOLD & SILBER“
Das festliche Operettenkonzert zum Jahreswechsel
30. Dezember 2019 | Großer Saal Musiktheater
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