Lange galt „Der Weibsteufel“ als umstrittenes Werk – beim Titel angefangen: verbreitete das Stück nicht überkommene Geschlechterrollen, zweifelhafte soziologische Klischees, darwinistische Ideologie? Noch dazu ist es ein Stück ohne Moral: Ein Schmuggler benutzt seine junge Frau, um einen Grenzjäger hinters Licht zu führen. Dazu heizt er die erotische Verstrickung zwischen dem und seiner Frau an. Die Ehefrau verliebt sich in den Grenzjäger, doch der erweist sich als zu schwach, sie aus den Fängen ihres Ehemannes zu befreien. Darauf ersinnt die Frau einen mörderischen Plan. Nach seiner Wiener Uraufführung 1918 wurde das Stück durch den Erzbischof von Faulhaber verboten, in den USA hingegen 1924 durch Louis B. Mayer unter dem Titel „Thy Name Is Woman“ – stumm – verfilmt. Ein echter Psychothriller ist das Stück, das – über die Jahrzehnte – immer wieder seine Bewunderer fand. Doch im Kanon tauchte es nicht auf. Der Autor, Schönherr, zählte zu den Künstlern, die Hitler 1938 in Österreich willkommen geheißen hatten. Es brauchte eine triumphale Aufführung am Burgtheater durch Martin Kušej und einen „Nestroy“ für die Hauptdarstellerin, um den Text neu zu entdecken: erzählt er nicht die Geschichte einer ausgenutzten Frau, die – wie ein weiblicher Woyzeck – schließlich nicht mehr anders kann, als auf Mord zu sinnen.
Der Schauspielleiter des Landestheaters Linz, Stephan Suschke, hat sich etwas Besonderes für den „Weibsteufel“ ausgedacht: Das Landestheater tourt mit der Produktion durch Gasthäuser in Oberösterreich, wo sie – in der Inszenierung von Katharina Schwarz – in Wirtsstuben und Sälen inmitten der Zuschauer gespielt wird. Karten sind direkt bei den Wirten zu beziehen, die Liste der Wirtshäuser und Spieltermine steht auf der Website des Landestheaters. Die Schauspieler, Gunda Schanderer, Christian Higer und Clemens Berndorff aus dem Ensemble des Landestheaters, freuen sich auf die Begegnung mit dem Publikum im Bundesland.