Die diplomierte Gesundheits- und Krankenpflegerin Gerda Grieshofer leitet die Pflege in der Kinder- und Jugendonkologie des Kepler Universitätsklinikums Linz. Anlässlich der Schauspielproduktion The Broken Circle, in der ein Paar um das Leben seiner krebskranken Tochter ringt, gibt Gerda Grieshofer Einblicke in ihren Berufsalltag.
Frau Grieshofer, seit wie vielen Jahren arbeiten Sie in dem Beruf?
Seit 1987. In meinem letzten Ausbildungsjahr bin ich da ins Praktikum auf die Kinderonkologie gekommen. Damals war dort ein Mädchen mit fünf Jahren mit Hirntumor, letal leider. Ich hatte die Aufgabe, mich um das Kind zu kümmern, weil die Eltern nur am Wochenende zu Besuch kommen konnten. Pflegekarenz gab es damals nicht. Das Mädchen und ich haben in dieser Zeit eine total schöne Beziehung aufgebaut. Dann habe ich einmal frei gehabt und kam wieder in den Dienst und das Mädchen war nicht mehr da. Das hat mir so weh getan. Nicht nur, dass sie verstorben ist, sondern auch, dass sie ohne mich verstorben ist. Ab dem Zeitpunkt habe ich gewusst, das ist meins. Ich wollte das Kind begleiten, einfach bis zum Schluss. Seitdem bin ich dabei. (lacht)
Und seitdem sind Sie hier am KUK?
Nein. Ich war 20 Jahre in Wien, im St. Anna Kinderspital, habe dort auch auf der Knochenmarktransplantationsstation gearbeitet und bin dann aus privaten Gründen 2006 wieder ins Haus zurück.
Was macht Kinder für Sie zu besonderen Patient:innen?
Sie sind fröhlich. Sie sind so hoffnungsvoll. Mit denen kann man so viel Spaß haben. Auch in diesen schwierigen Situationen. Und eins muss ich auch sagen: Kinder – gerade im onkologischen Bereich – überleben diese Erkrankungen einfach viel besser. Die Heilungsrate ist eine viel höhere als im Erwachsenenbereich. Und ich wollte das Kindliche, das Spielerische nicht verlieren.
Wie alt sind Ihre Patient:innen?
Von Geburt bis 18 Jahre, manchmal 19, 20 Jahre.
Gibt es altersspezifische Erkrankungen?
Ja, schon. Die Leukämien treten eher im Kindergarten- und Schulalter auf, im jugendlichen und jungen Erwachsenenalter eher die Tumorerkrankungen.
Was ist Ihre Herangehensweise bei neuen Patient:innen, oder auch bei den betroffenen Familien?
Wir haben eine gute psychologische Unterstützung von klinischen Psycholog:innen, die vor Ort sind. Und die holen wir dann für das Gespräch oder auch zum Abholen. Es ist ganz wichtig, dass einmal Ruhe einkehrt. Meistens ist es so, dass die Eltern einfach viele Fragen haben und nicht wissen, warum. „Wir kündigen jetzt den Beruf!“ Es bricht einfach ein ganzes Universum zusammen. Da holt man sie damit ab, indem man zeigt, dass es gute Therapiemöglichkeiten gibt, die man auch studienmäßig wirklich unterlegen kann.
Wie unterschiedlich gehen Kinder mit diesen Diagnosen um?
Also, alle Kinder unter sechs Jahren gehen sehr gut damit um. Denen ist es nur wichtig, dass Mama und Papa da sind und dass immer wer da ist, dem sie vertrauen. Teenager tun sich schwer, weil sie während der Behandlung nicht in die Schule gehen dürfen, weil man sie aus ihrem Sozialgefüge herausreißt. Während der Zeit der Chemotherapie ist das Immunsystem einfach so runtergefahren, dass sie große Massenaufläufe meiden müssen.