14 Fragen an Seollyeon Konwitschny

Regieassistentin und Abendspielleiterin

14Fragen

1. Was ist dein Morgenritual?
Eine Tasse japanischen Gyokuro, meinen Lieblingsgrüntee, zuzubereiten und ihn in Ruhe zu trinken.

2. Als welches Tier wärst du glücklich?
Meerschweinchen

3. Welche drei Begriffe fallen dir spontan zu Österreich ein?
Letzte Spuren des K. u. K.-Reiches, herrliche Mehlspeisen und Stefan Zweig

4. Stell dir vor, du bist einen Tag lang unsichtbar. Was würdest du machen?
In eine Bank gehen

5. Wenn du einen anderen Beruf ausüben müsstest, welchen würdest du wählen?
Balletttänzerin

6. Was macht dich verlegen?
Eine Flasche guter Rotwein

7. Mit wem/mit was würdest du für einen Tag dein Leben tauschen?
Mit Sundol, meinem verstorbenen kleinen schwarzen Hund

8. Wenn du keine Angst hättest, was würdest du tun?
Fortsetzen, was ich bis jetzt gemacht habe.

9. Welche drei Dinge würdest du auf keinen Fall auf eine einsame Insel mitnehmen?
Laptop, Handy und Fotos

10. Als Kind wolltest du so sein wie …?
Kardinal Richelieu

11. Was willst du nie über dich hören müssen?
Nichts

12. Dein liebster Ort in Linz?
Altmarkt

13. Welche Frage sollte in einem Interview mit dir nicht fehlen? – Und deine Antwort?!
Warum ich an der Oper arbeite? Ob meine umfassenden Studien meiner jetzigen Arbeit helfen?

Wenn man meinen Lebenslauf liest – langjährige private Ausbildung als Pianistin, von Haus aus Malerin, Musikwissenschaftlerin mit Schwerpunkt Partituranalyse, promovierte Kunsthistorikerin mit dem Thema Barocktheater, dann Regisseurin und in dieser Spielzeit Regieassistentin am Landestheater Linz neben meiner zurzeit unterbrochenen Habilitationsschrift – werde ich gefragt, genauso wie meine Eltern mich früher ständig fragten, was mein Ziel ist. Ganz einfach: Opernregisseurin.

Seitdem ich als Zwölfjährige erstmals Puccinis Tosca auf CD mit Klavierauszug gehört habe, wollte ich immer optisch auf die Bühne bringen, was ich höre, fühle und im Kopf sehe. Um dies realisieren zu können, wollte ich zuerst die Gattung Oper tiefgreifend kennenlernen. Denn ich bin davon überzeugt, dass ein Opernregisseur weder ein Bühnendekorateur noch eine Organisator bzw. Spielleiter im Sinne des 19. Jahrhunderts ist, sondern ein Interpret und Vermittler des Inhalts eines Stücks gegenüber dem Zuschauer. Meine Studien haben zweifelsohne dazu beigetragen, die dafür notwendigen Fähigkeiten zu erwerben. Eine wichtige Erfahrungsquelle ist aber auch der intensive Austausch mit meinen Kollegen in der Praxis.

Andererseits bereichert die Oper mich bzw. mein Leben auch privat. Sie ist eine der komplexesten Kunstgattungen und repräsentiert einerseits die Entwicklungsgeschichte der abendländischen Kultur, spiegelt andererseits aber auch unsere eigene Zeit als die Folge der Historie wider. Ich stelle mir oft die Frage, wie unsere Nachkommen unsere Zeit bezeichnen würden. Leben wir in einer untergehenden Epoche oder gelingt es uns doch, eine Zukunftsperspektive zu entwickeln? Oder befinden wir uns vielleicht schon in einer Zeit nach der Götterdämmerung? Vor dem Hintergrund dieser Frage sehe ich mir auch sehr gerne die Inszenierungen meiner Kollegen an.

14. Wie verbringst du deine Zeit während der Corona-Isolation?
Ich lese gerade viel Literatur, die ich seit meiner Promotion in Berlin 2015 bewusst vernachlässigt habe. Dank dieser unerwarteten Muße frische ich meinen Geist mit Büchern ein wenig auf. Das tut mir gut, denn ich spüre dadurch eine Balance in mir, obwohl ich mich im Wesentlichen als einen praktischen Theatermenschen begreife. Außerdem spiele ich morgens Klavier. All das wärmt mein Inneres.

—–

Seollyeon Konwitschny studierte Malerei an der Ewha Universität Seoul, Musikwissenschaft und Kunstgeschichte an der Freien Universität Berlin und promovierte 2015 über das Barocktheater an der FU Berlin. Parallel dazu absolvierte sie zahlreiche Regiehospitanzen und -assistenzen an den Komischen Oper Berlin, Deutschen Oper Berlin, Hamburgischen Staatsoper, Sächsischen Staatsoper sowie Koreanischen Nationaloper. Seit 2015 hat sie eigene Inszenierungen u. a. an der Oper Bonn, am Staatstheater Augsburg, am Theater an der Rott in Eggenfelden und bei den Donau Festwochen im Strudengau realisiert. In der aktuellen Spielzeit ist sie als Regieassistentin und Abendspielleiterin am Landestheater Linz engagiert.

Weitere Themen

Il Viaggio
OperTeaser

Aus dem Leben gegriffen

Am 19. Oktober feierte Il viaggio Premiere in der BlackBox. Die Uraufführung von Il viaggio des deutschen Komponisten Alois Bröder zeichnet nach zwei Novellen von Nobelpreisträger Luigi Pirandello die stille Sehnsucht, neu zu beginnen. Hoch emotional und dabei fast kammermusikalisch intim begibt sich dieser Doppelabend auf eine Reise in die Abgründe von Hoffnung und Verlangen.

PremierenfieberIlViaggio
Martin Achrainer und Fenja Lukas
OperTeaser

Auf der Jagd nach Ideen

Meisterwerke jedweder Kunst lösen immer eine ganz spezielle Art der Bewunderung aus. Bei Mozarts großer Oper in zwei Akten Die Zauberflöte ist es nicht anders. Der westlich geprägte Musiktheaterkanon würde ohne sie als unvollständig angesehen werden. 233 Jahre nach ihrer Uraufführung zieht diese Oper immer noch ein breites Publikum in den Bann und ist für viele Menschen der erste Berührungspunkt mit dem Genre Oper.

PremierenfieberDieZauberflöte
Der Findling Rendering
OperTeaser

Annäherung an einen Solitär

Ein ganzes Jahrhundert hatte die in der Ignatiuskirche befindliche Orgel bereits überdauert, und dabei eine Umsiedlung vom Stift Engelszell nach Linz unbeschadet hinter sich gebracht, ehe sie vermutlich 1868 Opfer eines Vandalenaktes wurde. Der Täter verewigte sich aus unbekannten Gründen mit einem handelsüblichen Bleistift und den Worten „lebe wohl“ auf der Vorderseite des Spieltischs.

PremierenfieberDerFindling
Benjamin Button Sujet
Oper

Parabel auf das Älterwerden

Wenn Anfang April die Uraufführung von Benjamin Button im Großen Saal des Musiktheaters stattfindet, hat Komponist Reinhard Febel mehr als vier Jahre an dieser großformatigen Oper gearbeitet. Im Gespräch erinnert er sich noch sehr genau, dass er den letzten Strich für diese Komposition, für die er auch selbst das Libretto verfasste, am 1. Mai 2023 getan hat.

PremierenfieberBenjaminButton
La Juive, Erica Eloff
Oper

Dass wir nicht allein sind…

Es war der jüdische Philosoph und Kulturkritiker Walter Benjamin gewesen, der in seinem posthum 1939 veröffentlichten Essay Paris, die Hauptstadt des 19. Jahrhunderts davon schreibt, wie eine Kommerzialisierung aller Bereiche des Lebens und der Kunst die französische Hauptstadt damals mit einer beispiellosen Rasanz erfasste und von dort aus in den Rest der Welt ausstrahlte.

PremierenfieberLaJuive
Il barbiere di Siviglia
Oper

Von Rinderfilets und anderen Legenden

Gioachino Rossini – geboren 1792 in dem beschaulichen Adria-Städtchen Pesaro, gestorben 1868 in Paris. Vor allem mit seinen Opern versetzte er zu seinen Lebzeiten sein Publikum in einen wahren Taumel der Begeisterung. Wenn auch manches seiner Werke, das damals zu seinen größten Hits zählte, heute leider nicht mehr dem Standartrepertoire zuzurechnen ist, so gehört Rossini immer noch zu den beliebtesten Opernkomponisten.

PremierenfieberIlBarbiereDiSivigliaDerBarbierVonSevilla
Cavalleria Rusticana, Der Pate 3
Oper

Italien: Hollywood-Version

Dass Oper und Film eine enge Verbindung zueinander haben, scheint außer Frage zu stehen – Handlung und Musik gehen eine Symbiose ein, dramaturgische Strukturen und Zuspitzungen, die auf der Bühne erfolgreich sind, haben auch hohe Chancen, auf der Leinwand erfolgreich zu sein.

PremierenfieberCavalleriaRusticanaPagliacci
Der Freischütz | Foto: Robert Josipovic
Oper

Von Schüssen auf der Opernbühne

Carl Maria von Webers Oper Der Freischütz zählt zu den beliebtesten Opern des Repertoires. Doch Webers vielschichtiges Werk mit seiner prägnanten und charakteristischen Musik überrascht einen immer wieder mit neuen Einblicken in das psychologisch so interessante Geflecht seiner Protagonist:innen, die hineingeworfen sind in eine Nachkriegswelt voller Unsicherheiten, Aberglauben und Ängsten, wo das Böse durch jede Ritze brechen kann.

DerFreischützPremierenfieber
Die Meistersinger von Nürnberg
OperMusiktheater

KINDER, SCHAFFT NEUES!

Ein Abend Mitte Februar, gleißendes Licht auf der großen Probebühne im Musiktheater. Zwölf männliche Sänger und eine Frau proben den Auftritt der Meister im ersten Akt. Nur wenige Minuten wird jene Szene dieses Mammut-Werkes des Bayreuther Meisters am Premierenabend ausmachen, heute beschäftigt sie die beeindruckende Besetzung einen ganzen Abend lang. Regisseur Paul-Georg Dittrich geht ins Detail.

PremierenfieberDieMeistersingerVonNürnberg10JahreMusiktheater