„Unsere Wohnung ist das, was in Rent auf der Bühne zu sehen ist“, erinnert sich in einem Playbill Special Feature Jonathan Burkhart, der in den 1980er Jahren mit Jonathan Larson in einem Loft in SoHo lebte. „Wir hatten nur ein einziges Verlängerungskabel, das sich durch die ganze Wohnung zog. Es gab außer dem Backofen keine Heizung, die Dusche war in der Küche, der Boden war total kaputt, und manche Dielen waren so morsch, dass sie heraussprangen, wenn man auf sie trat. Es war ein einziges Chaos.“ Über Larson berichtet er: „Jahrelang war er völlig pleite. Er gestaltete sein Leben so, dass er gerade genug hatte, um die Miete zu zahlen und zu komponieren.“
Jahre später erstand das Loft mit allen Details auf der Bühne des New York Theatre Workshop wieder: Rock’n’Roll-Poster an den Wänden, Klappstühle, Metalltische und das besagte Verlängerungskabel. Die beiden Hauptfiguren in Rent, Songwriter Roger und Filmemacher Mark, sind einerseits an die Bohème-Figuren Rodolfo und Marcello angelehnt, weisen aber andererseits deutliche Parallelen zu den beiden Jonathans, Larson und Burkhart, auf.
SEINE HAARE STANDEN IN ALLE RICHTUNGEN
Heute wird Rent als originäres Werk von Jonathan Larson betrachtet. Die Idee zu Rent hatte jedoch ein anderer: Der Yale-Absolvent Billy Aronson zog 1983 nach New York und verbrachte seine Freizeit oft im Lincoln Center, wo er sich Opern ansah. Dort kam ihm die Idee für eine moderne Adaption von Puccinis La Bohème: „Es sollte etwas für unsere Generation sein, mit einer gewissen Ruhelosigkeit, die das Gegenteil des Bohème-Lebensgefühls war: nicht süßlich, nicht schwelgerisch. Da ich keine Musik schreibe, suchte ich nach einem Komponisten.“ Jemand empfahl ihm den jungen Jonathan Larson – das erste Treffen fand in Larsons Wohnung im West Village statt. „Er war ein bisschen chaotisch. Seine Haare standen in alle Richtungen, und er sprühte vor Leidenschaft.“
Aronson und Larson begannen zusammen an Rent zu arbeiten. „Das könnte ein neues Hair werden“, meinte Larson gleich zu Beginn. „Ich warte schon lange darauf, die MTV-Generation ins Theater zu bringen.“ Gemeinsam schrieben sie drei Songs, „Rent“, „Santa Fe“ und „I Should Tell You“. Als für ein Demoband 600 Dollar fällig wurden, verlor Aronson das Vertrauen in das Projekt: „Ich dachte: ‚Wir werden damit wahrscheinlich nie Geld verdienen, und ich kenne den Typen nicht mal besonders gut. Das ist Geldverschwendung.‘“ Ab diesem Zeitpunkt arbeitete Larson allein an Rent, während sich Aronson gegen eine Erlösbeteiligung aus dem Projekt zurückzog.