1 Was ist dein Morgenritual?
Mein Tag beginnt irgendwann zwischen 5:50 und 7:45 Uhr, wenn mein Sohn Leo aufwacht. Es ist immer eine Glückssache! Meine Frau und ich stehen abwechselnd mit ihm auf – sie ein wenig häufiger, damit ich an Vorstellungstagen oder wenn ich anstrengende Proben habe, ein bisschen länger schlafen kann. Manchmal stehen wir aber auch alle gemeinsam auf. In jedem Fall geht es darum, schnell Leos Frühstück zuzubereiten und die Kaffeemaschine zu starten. Zusammen mit unseren beiden Katzen ziehen wir uns dann wieder in unser großes Bett zurück. Für Leo schalten wir eine Kindersendung ein. Ich selbst nutze diese Zeit, um an meinem Kaffee zu nippen und mich über die Nachrichten aus aller Welt und auf meinem Instagram-Feed zu informieren.
2 Als welches Tier wärst du glücklich?
In diesen besonderen und sehr seltsamen Zeiten wäre ich gerne ein Jungtier in einer Familie von Schwarzbären im Winterschlaf. Ich stelle mir das ein bisschen so vor, wie es in meiner kleinen Familie gerade zugeht, aber auf einem „höheren“ Niveau. „Winterschlaf“ ist bestimmt eine sehr gemütliche Art, sich von der Welt zurückzuziehen, und die Vorstellung, alle Gedanken abzuschalten und schnell durch die Zeit der Krise „durchzutauchen“, gefällt mir sehr gut.
3 Welche drei Begriffe fallen dir spontan zu Österreich ein?
Kultur, Kaffeehäuser und meine zweite Chance
4 Stell dir vor, du bist einen Tag lang unsichtbar. Was würdest du machen?
Ich würde mich wahrscheinlich ins Weiße Haus schleichen. Was dann passieren würde, überlasse ich eurer eigenen Fantasie … 😉
5 Wenn du einen anderen Beruf ausüben müsstest, welchen würdest du wählen?
Wenn meiner Fantasie keine Grenzen gesetzt sind, würde ich gerne Illustratorin, Innenarchitektin oder politische Journalistin sein.
6 Was macht dich verlegen?
Unverhältnismäßige Komplimente
7 Mit wem/mit was würdest du für einen Tag dein Leben tauschen?
Ich denke, es wäre wirklich faszinierend, Darwin an einem Tag seiner Weltreise auf der HMS Beagle zu begleiten. Oder für einen Tag ein Mitglied des Matinecock-Stammes (Indianerstamm auf Long Island) in Huntington, NY im 16. Jahrhundert zu sein. Mich interessiert nämlich, wie meine Heimatstadt aussah, bevor die europäischen Siedler kamen.
8 Wenn du keine Angst hättest, was würdest du tun?
Ich würde bei der Arbeit offensiver meine eigenen Vorstellungen artikulieren und meinen Rasierer wegwerfen!
9 Welche drei Dinge würdest du auf keinen Fall auf eine einsame Insel mitnehmen?
Mikrowellen-Popcorn, einen Staubsauger, Trump
10 Als Kind wolltest du so sein wie …?
Als kleines Kind wollte ich Schriftstellerin werden.
11 Was willst du nie über dich hören müssen?
Dass ich langweilig oder unaufrichtig wäre.
12 Dein liebster Ort in Linz?
Der Bauernberg Park, insbesondere der steile Hügel entlang der Roseggerstraße. Es ist so ein intimer, ruhiger Ort zum Sitzen und die Frühlingsblumen dort sind so zart und schön. Auch der Donaustrand in Alt-Urfahr. Meine Wohnung.
13 Welche Frage sollte in einem Interview mit dir nicht fehlen? – Und deine Antwort?!
Welche anderen Instrumente spielst du? – Klavier, Ukulele und Harfe, aber niemand würde Geld bezahlen, um mich spielen zu hören!
14 Wie verbringst du deine Zeit während der Corona-Isolation?
Als Familie haben wir viel Zeit damit verbracht, das verwahrloste Unkrautfeld hinter unserem Haus in einen Blumen- und Gemüsegarten zu verwandeln. Es war unglaublich befriedigend, etwas so Hässliches in etwas Schönes zu verwandeln. Wir haben viele Spaziergänge gemacht – zum Bauernberg Park, zur Donau oder in unserer Nachbarschaft und wilden Bärlauch gepflückt. Bei so vielen deprimierenden Nachrichten um uns herum ist es wichtig, sich an das Schöne zu erinnern, das es auf der Welt auch immer noch gibt. Ich habe viele Familienmitglieder und Freunde in New York, und natürlich bin ich manchmal in Sorge um sie, aber in einem Zustand ständiger Angst zu leben, ist nicht produktiv. Ich versuche, das, was ich über das Virus und seine Folgen lese und was ich in vielerlei Hinsicht und auf eine groteske Weise faszinierend finde, auszugleichen, indem ich mich bewusst auf das konzentriere, was mich unmittelbar umgibt, und auf die kleinen Siege im Alltag. Obwohl sich unser tägliches Leben räumlich stark verengt hat, heißt das nicht, dass es weniger reich sein muss. Ich freue mich über jedes neue Wort, das Leo lernt, über jeden Kuchen, den meine Frau backt, jeden Setzling, den wir pflanzen. Wenn sich die Dinge endlich wieder normalisieren, hoffe ich, dass ich einen Teil dieser Sicht auf das Leben auch in Zukunft beibehalten kann.
—
Bevor die junge amerikanische Mezzosopranistin Katherine Lerner in der Spielzeit 2017/2018 als festes Ensemblemitglied ans Landestheater nach Linz kam, war sie in zahlreichen Partien auf der Bühne der Lyric Opera of Chicago zu erleben. Sie konzertierte mit einigen der führenden US-amerikanischen Orchester wie dem San Francisco Symphony Orchestra und dem Chicago Symphony Orchestra unter der Leitung von James Conlon, dem Philadelphia Orchestra, sowie dem Cleveland Orchestra unter dem Dirigat von Franz Welser-Möst. In der Saison 2014 war sie Coverbesetzung der Olga in Eugen Onegin und der Bersi in Andrea Chénier an der Metropolitan Opera New York. Das Linzer Publikum konnte die mit zahlreichen Preisen ausgezeichnete Mezzosopranistin u. a. bereits als Amme in Die Frau ohne Schatten, als Gertrud in Hänsel und Gretel, als Larina in Eugen Onegin, als Klytämnestra in Elektra und als Brangäne in Tristan und Isolde erleben. In der aktuellen Saison sang sie die Fidès in Meyerbeers Le Prophète und die Azucena in Verdis Il Trovatore.